Auf dem Weg zum Musterkn­aben? Umweltschutz in Korea

Seoul Panorama
Panora­ma von Seoul

Dieses Jahr wird in Kopen­hagen ein Fol­ge­abkom­men für das 2012 aus­laufende Kyoto-Pro­tokoll aus­ge­han­delt. Bei let­zterem war es für die ras­ant wach­sende Wirtschaft Süd­ko­re­as schwierig, die Zielvor­gaben zu erfüllen. 2006 hat­te das Land gemessen am BIP den höch­sten CO2-Ausstoß unter den OECD-Län­dern und einen über­durch­schnit­tlich hohen Energie­ver­brauch. Zur Zeit nimmt das Land den Platz als weltweit zehnt­größter Emit­tent ein. Als Alter­na­tive zu Kyoto unterze­ich­nete Korea 2005 zusam­men mit Chi­na, Japan, Indi­en, Aus­tralien und den USA ein Kli­maschutz­abkom­men, das keine verbindlichen Werte für den Ausstoß von Treib­haus­gasen setzt.

Dabei hat Korea diverse Umwelt­prob­leme, die ein­schnei­dende Maß­nah­men erfordern: In den Großstädten herrscht eine hohe Luftver­schmutzung, die im Früh­jahr durch Winde mit Gelbem Sand („hwangsa“) aus Chi­na noch ver­stärkt wird. Zu dieser Zeit ist es deshalb rat­sam Atem­masken zu tra­gen. Durch starke Bebau­ung und ein­geleit­ete Indus­trieab­wäss­er sind die Flüsse stark belastet. 2007 führte ein havari­ert­er Groß­tanker an der West­küste zur schlimm­sten Ölpest des Lan­des. Anfang 2009 lit­ten die Prov­inzen Gang­won, Jeol­la und Gyeongsang unter ein­er so extremen Wasserk­nap­pheit, dass Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen große Wasser­liefer­un­gen in die Regio­nen entsandten. Grund für die extreme Wasserk­nap­pheit war vor­rangig der Kli­mawan­del, der einen Aus­fall an Nieder­schlä­gen bescherte. Doch auch die schlechte Wasser­wirtschaft trug hierzu bei.

Genü­gend Beispiele zeigen, dass Umweltschutz noch nicht in den Köpfen der Mehrheit angekom­men ist. Allzu oft wer­den Autos von den Besitzern schon Minuten im Voraus per Funk ges­tartet oder mit laufen­d­em Motor am Straßen­rand zwis­chengeparkt. Wurde die Heizung im Win­ter ein­mal zu hoch gedreht, wer­den oft die Fen­ster sehr lange geöffnet und die ganze Energie ver­pufft. Im Som­mer hinge­gen benutzen Kore­an­er die Kli­maan­lage exten­siv, um die Luft­feuchtigkeit zu senken, was auch mit chemis­chen Ent­feuchtern zu bew­erk­stel­li­gen wäre. Abge­spült wird bei laufen­d­em Wass­er, was zu einem höheren Wasserver­brauch führt als mit ein­er herkömm­lichen Spül­mas­chine. Auch der anhal­tend inten­sive Ein­satz von Pes­tiziden in der Land­wirtschaft gibt Grund zur Beunruhigung.

Hinzu kommt, dass oft die Möglichkeit­en für Umweltschutz nicht gegeben sind. So sind Woh­nun­gen nur unzure­ichend isoliert und bedür­fen im Som­mer wie im Win­ter ein­er hohen Energiezu­fuhr. Fehlende öffentliche Entsorgungsmöglichkeit­en führen dazu, dass Müll auch öfters auf der Straße lan­det. Let­zeres wird durch die mehrfache Ver­pack­ung von Lebens­mit­teln noch ver­schärft. Einzeln abgepack­te Kekse sind hier keine Seltenheit.

Die Regierung scheint jedoch die Zeichen der Zeit erkan­nt zu haben. Als eines der let­zten OECD-Län­der wird auch Korea 2010 die Som­merzeit ein­führen, um hier­durch Energie einzus­paren. Bei der Beleuch­tung des Nam­san-Tow­ers und bei Roll­trep­pen wird schon jet­zt zu später Stunde abgeschal­tet und ges­part. Auch der vor­mals mit Abwässern verseuchte und später über­baute Fluss in der Stadt­mitte Seouls, Cheong­gyecheon, wurde beispiel­haft saniert und ist nun eine grüne Oase in der City. Die Auf­forstung wird in Korea schon seit langem vor­angetrieben. Auf Grund der kahlen Land­schaften aus dem Kore­akrieg set­zen Kore­an­er seit über 50 Jahren mit einem „Baumpflanz­tag“ jedes Früh­jahr ein Zeichen gegen den Klimawandel.

Ein Impuls für die Zukun­ft wurde nun mit dem Green Growth Plan geset­zt. Hier­mit sollen ins­beson­dere Fir­men gefördert wer­den, die nach­haltig umwelt­fre­undlich pro­duzieren wie wirtschaften. Kore­as Unternehmen wie Bürg­er ste­hen vor großen Verän­derun­gen. Das Land befind­et sich auf dem besten Weg, eine wichtige Rolle im glob­alen Kampf gegen den Kli­mawan­del einzunehmen.

Erschienen in KORUM Nr. 20, April 2009 und Kyoposh­in­mun